Gar nicht schwarz, oder doch Doppelschwarz?

am 25.2.2023

Die Wettervorhersage war nicht gut, somit bin ich sehr im Zweifel, ob ich das machen will, entschließe mich aber dann doch: Die Überschreitung des Eisenstein vom Traisental ins Pielachtal. So fahre ich nach Türnitz. Das Wetter bei der Anfahrt ist durchwachsen - vor St. Pölten sonnig, beim Umsteigen in Traisen regnet es, bei der Fahrt mit dem Bus gibt es einen Schneesturm. Als ich aussteige, hat es aber aufgehört, und ich sehe sogar im Süden ein Stück blauen Himmel. Los geht es, zuerst in Türnitz und den Sulzbach hinauf

Ich bin heute überdurchschnittlich viel auf Straßen unterwegs, sogar asphaltiert. Normalerweise vermeide ich das eher (außer für kurze Stück) aber heute, wo erwartbar alles sehr gatschig ist, ist das durchaus ok, sodaß ich mir die Rutscherei erspare. Am Sulzbach hat ein Biber einen kleinen Damm gebaut

Hier ist eine Kapelle mit einer interessanten Geschichte- die wurde aus Dank aufgestellt. Ein Kind hatte was verschluckt und war in Lebensgefahr, als man es aber zum Doktor transportieren wollte hat es das hier wieder ausgespuckt und zum Dank wurde die Kapelle hier errichtet, bei der Schafluckmühle. Soweit, so gut. Was mich aber verwirrt ist, was er da geschluckt hat. Laut Inschrift wäre das ein „Rübenhobelzahn“. Wie sieht sowas aus? Google läßt mich hier im Stich und ich kann mir Hobel, die Rüben hobeln, vorstellen, aber was haben die für Zähne?

Das kleine Mühlhäuschen gegenüber ist am Zusammenbrechen, das Mühlrad komplett verrottet. Ein Stück oberhalb die Mühle ist aber noch „in Betrieb“- nicht als Mühle, aber als Kleinwasserkraftwerk

Am Sulzböck vorbei geht es jetzt von der Asphalstraße (kein einziges Auto übrigens) auf kleine, sehr nette Forstwege

Kurz reißt es auf, dann kommt wieder ein Schneeschauer. Der „Hochgraser“ hat einen recht schönen Blick, es wohnt dort aber offenbar keiner mehr

und es liegt jetzt Schnee, der Neuschnee, der gestern und heute dazukam, davor war es ja warm. Deswegen habe ich keine Schneeschuhe mit, für das bissl braucht man auch keine

Es gibt aber eine Stelle, wo der Schnee in einer Rinne zusammengerutscht ist, und daher tiefer Altschnee da ist und auch hier, bereits am Ost-West-Kamm mit Blick ins Flachland des Nordens

wird es dann doch mühsam mit tiefem Schnee, in den ich einbreche. Nachdem fluchen hilft, beschimpfe ich den Schnee, dann geht es weiter

und ich erreiche die Julius-Seitner-Hütte

Empfehlung des Hauses ist die Mokkakanne und es gibt heute eine Schwarzplenten-Torte (Schwarzplenten ist ein Ausdruck für Buchweizen) und ich nehme noch einen gespritzten Most.

Die Hütte wurde ja recht frisch übernommen von einem kleinen „Familienunternehmen“, die sich „Doppelschwarz“ nennen. Nette Leute, gute Sachen, so ist es für die Hütte wirklich ein Gewinn- eine weitere Hütte, die kulinarisch auf ein höheres Niveau gehoben wurde. Mir fällt das in den letzten Jahren wirklich auf, daß es schon viele Hütten gibt mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Gut so und weiter so. Und ich hatte, komme ich jetzt drauf, einen Doppelschwarzen Kaffee (mit Milch, ok) und eine Schwarzplenten-Torte, also fast dreifach Schwarz. Zu meiner dadurch auch bereits gehobenen Stimmung paßt, daß da draußen die Sonne rauskommt. Einzelne Wolken gibt es, grad als ich rausgehe (direkt neben der Hütte ist das Gipfelkreuz)

aber jetzt kommt die Sonne so richtig raus

So ist das wirklich ein Vergnügen, ich geh auf der an sich bei Skitourengehern äußert beliebten Wiese oben entlang

nur es ist halt kaum eine Unterlage da. Was mich heute nicht stört. Sonne

und Schnee machen jetzt so richtig gute Laune

Beim Loicheck

geht es jetzt runter Richtung Norden. Und das sind die wohl anstrengsten etwa 200 Höhenmeter bergab meines Lebens. Der Weg ist eine einzige schlammig-lehmige Rutschbahn, ich kann nicht gehen, ich kann nur rutschen, mich abfangen (dank sei den Stöcken) und das immer wieder. Ich bin echt froh, als ich endlich am Güterweg unten bin

Schnee gibt den Bergen immer was erhabenes, macht sie größer. Speziell wenn es dahinter dunkel wird. Ich denk mir zuerst „Was ist das für ein Riesenberg?“ Dabei ist da nur der Nachbar, der Hohenstein, auf dem ich auch schon oft war.

Auch hier gab es wohl Mühlen entlang des Loichbaches, von dem aber nur mehr Namen künden, wie Seemühle, Angermühle, Sparmühle oder Hammerlmühle. Apropos Hammerlmühle. Aus unerfindlichen Gründen kommt mir der Name bekannt vor und es ist auch ein Wirtshaus eingezeichnet. Ich denke mir, daß das irgendwo schon prominent vorkam. Ich geh dann und denk mir „ui, bei dem Haus ist ein Vordach ganz eingebrochen“ und dann seh ich es von der anderen Seite

Also so schlimm habe ich mir das nicht vorgestellt. Das schaut aus, als wäre das ewig nicht bewirtschaftet, alles vergammelt. Sonst ist das aber schon eine nette kleine Gegend da hinten, auch auf dieser Straße sind so gut wie keine Autos unterwegs, zumindest bis zum Hauptort Loich selber. Dort gibt es auch noch ein paar Sachen, die denkmalgeschützt sind bzw. aufbewahrt wurden, wie diese kleine ehemalige Mühle

aber entlang der Straße auch ein paar andere kleine Wirtschaftsgebäude mit Infos. Ich marschiere weiter bis zu der kleinen Siedlung Dobersnigg, der an der Pielach liegt und die Haltestelle „Loich“ der Mariazellerbahn beherbergt. Hier steige ich ein und laß mich wieder nach Hause bringen.