Ein Supifant auf Wanderschaft

Ob sie einen Blick hatten?

am 16.9.2020

Heute bin ich auf den Spuren der Altvorderen unterwegs. Römerwege, nennt man das hier. Doch über den Tauern gingen nicht als erste die Römer. Steinbeilfunde am Korntauern beweisen, daß dieser Weg schon mehrere Jahrtausende begangen ist. Und nachdem der Korntauern ein bissl mühsamer ist als der Mallnitzer Tauern, ist dieser, auch wenn man hier keine so alten Funde machte, sicher ebensolange genutzt. Tauern, soviel sollte man auch noch erklären, heißt ja nur „Übergang, Paß“ - die Berge nannte man erst danach als Ganzes so, selbst wenn sie großteils keinen Übergang darstellen.

Ich möchte heute auf diesen Spuren gehen, hinauf zum Hagener Haus. Zuerst fährt man schon in das schöne Tauerntal lang hinein und kommt (nach einer Mautstelle, wo man einfach 4 Euro einwirft, dann geht der Schranken auf) zum Parkplatz bei in der Nähe der Jamnighütte. Knallrot sind die Früchte der Vogelbeere

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Nach wenigen Kehren bin ich bei der Jamnighütte und komme in das alte, vom Gletscher geformte Tal - und es beginnt das „Nicht-Satt-Sehen-Können“ des heutigen Tages.

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Dieses Tal mit dem sanften Bach - das ist eine Landschaft, die ich liebe. Ich weiß zuerst nicht, woran sie mich erinnert, aber dann weiß ich es - komischerweise schaut es für mich ein bissl so aus wie Schottland, nur mit höheren Bergen. Auf jeden Fall fühle ich mich hier gleich wohl

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Bei dieser (privaten, deswegen mußte ich ihn mir heranzoomen) Hütte gibt es einen orginellen Brunnen

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und ich folge nun den langen, immer gleichmäßig ansteigenden Serpentinen. Der Mallnitzer Tauern heißt auch „Niederer Tauern“ - nja. 2450m muß man hier schaffen, das bezeichnet man hier als „Nieder“. Erst seit den 90er-Jahren ist man sicher, daß die Anlage der fuhrwerktauglichen Straßen über Korntauern und Mallnitzer Tauern nicht erst im Mittelalter, sondern bereits durch die Römer passiert ist. Aus der Neuzeit weiß man, daß Männer hier 70 (!) Kilo heraufgetragen oder mit dem Fuhrwerk bis 250 Kilo transportiert haben. Ja, der Anstieg ist gleichmäßig und… naja, ich trag auch irgendwie so knapp 70 Kilo zuviel mit mir herum, trotzdem möchte ich mir das nicht vorstellen.

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Ich frag mich nur: Konnten diese Leute zumindest auch hin und wieder die Natur hier so sehen, wie ich sie jetzt sehe? Hatten sie einen Blick, ein Auge dafür? Oder haben sie es einfach nur als Mühe und Plage empfunden, die schweren Lasten über diesen Paß zu transportieren - und das nicht nur an so schönen Tagen, sondern auch bei schlechtem Wetter und nicht wie ich mit leichtem, modernen Gepäck. Ich hoffe es zumindest, daß sie hin und wieder die Schönheit der Natur auch aufnehmen konnten, wenn sie es schon so schwer hatten tagtäglich.

Ich auf jeden Fall kann mich glücklich schätzen, nicht zu müssen, sondern zu dürfen. So komme ich zum Tauernkreuz, das hier steht, wie so oft die Kreuze, für die Leute, die Hütten bewirtschafteten. Nicht allzuweit entfernt wurde hier eine Hüttenwirtin vom Blitz getroffen.

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und daneben haben Leute das Schild ausgebessert LOL

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Die Landschaft wird karger, der Weg steiniger

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Ich komme zum (wieder aufgebauten) Tauernhaus. Dieses Haus, etwa 50 Höhenmeter unterhalb des Tauern und damit etwas weniger exponiert, war die Zuflucht über Jahrhunderte. Im Inneren gibt es eine kleine Ausstellung, wo auch unter anderem die Pflichten des Hüttenwirts im 19 Jahrhundert: quasi Bergrettungsdienste und nachts und bei schlechtem Wetter mußte mit Leucht- und TonSignalen wie bei einem Leuchtturm der „sichere Hafen“ Hütte angeeigt werden für veirrte Wanderer. Als die Hagener Hütte gebaut wurde, hat man das Tauernhaus, zumindest alles was brennbar ist, oben verbrannt und nun erst in den letzten Jahren (mit Ausnahme des rechts anschließenden Stallgebäudes) wieder aufgebaut

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Oben gibt es einen herrlichen Blick hinüber ins salzburgische

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Bei der Hagener Hütte zieht es mich ungewöhnlicherweise an einen Tisch in der Mitte. Als ich schaue, sehe ich, daß ich an Tisch Nr.13 sitze. 8-)

Ich genieße Kaffee und den landestypischen Reindling und danach noch einen guten Lavanttaler Apfelmost und schaue in die Gegend. So fein kann das Leben sein. Dann geht es wieder hinunter ins Tal

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Auch wenn die Gräser zum Teil schon Herbstfarben annehmen, das saftige Tal, die überall gluckernden Bäche, die sich im sanften Talboden sammeln, ein Genuß.

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Unten noch einmal ein Rückblick

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und dieses kleine Hütterl versteckt am Felsrücken - das wäre ein Wochenend-Hütterl….

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Ich geh noch den ehemaligen Römerweg (der dann ein bissl anders geht, als der Forstweg zur Jamnighütte) zurück, gehe dabei über die Weide komme dabei direkt an einem riesigen, gemütlich dösenden Stier vorbei, der mich an den Disney-„Ferdinand, der Stier“erinnert und komme so von der anderen Seite wieder zum Parkplatz zurück. Herrlich, super und ich beschließe gleich, nachdem ich auch gesehen habe, daß die Wettervorhersage nicht so schlecht wird, auch die zweite Wanderwoche gleich in Mallnitz zu verbringen und diesen Weg noch einmal zu gehen.

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