1?..2? - nein! 3!4!5!6!
am 8.9.2016, welches ist der letzte Tag meiner Herbstwanderungen
Heute ist es so weit - heute lerne ich nicht zählen, sondern heute geht es auf den Berg, der 3456m hoch ist, erst der zweite Dreitausender meines Lebens, und der erste ist 30 Jahre her (Hintere Schöntaufspitze in Südtirol). Der Berg heißt Kreuzspitze und ist gletscherfrei zu begehen.
Ich bin etwas nervös - ich weiß nicht, ob ich mit der Höhe zurechtkomme, schon der Hochkönig mit seinen 2980m hat sich bemerkbar gemacht. Aber das Schwierigste des heutigen Tages, soviel sei vorweggenommen, ist die Parkplatzsuche in Vent. Es gibt ein paar Parkplätze, aber ich finde keinen, wo ich den verlangten Obolus auch zahlen könnte - ich bin schon um halb sieben da und da gibt es keinen Liftwart oder sonst wen… ich finde dann ein kleines Platzerl, wo weder Parkverbot herrscht, noch zu bezahlen ist.
Und endlich… LOS!
Ein Stück hinauf gibt es ein wenig Kunst am Morgen, im Hintergrund werden die Berge oberhalb Vents bereits von der Sonne geküßt
Ich aber bin noch auf dem langen Marsch durch das Niedertal. Das sind knapp 8km mit über 600hm - nachdem es kühl ist und ich sowieso voran will, gebe ich ein bissl Gas. Vor mir der Talschluß mit den Gletschern
Vorbei an der Schäferhütte - in Trockenmauerbauweise ist die wohl für die Ewigkeit gemacht
Endlich in der Sonne - ich habe einen schönen Schnitt hingelegt und bin nach ziemlich genau 2 Stunden hier - am letzten Ort mit Handyempfang
An der Martin-Busch-Hütte vorbei ziehe ich nun die Hochalmen hinauf
bewundere dabei diese Fließfalte in Gestein
Bei der Geländekante „Auf den Sömen“ mache ich endlich Pause, in der Nähe des Brizzi-Sees. Es ist ziemlicher Lärm hier - die Schäfer treiben die Schafe von den Hochalmen - vor ein paar Tagen gab es hier wohl den ersten Schnee. In Bildmitte kann man einen davon beim Gletscherbach sehen, wenn man genau schaut (im Hintergrund hinter dem Steinhaufen links)
Nun wird die Sache schon mühsamer - ich bin auf über 3000m und das Atmen ist merkbar schwieriger geworden. Rauf und rauf und schnauf und rauf… - aber so ein Blick zum Similaun-Gletscher, dahinter die Ortler-Gruppe, unten der Brizzi-See. Es ist anstrengend, aber großartig
Stück für Stück nun etwas mühsam, aber immer schneefrei bergan. Ich habe es nicht eilig und halte meinen Schritt. So stehe ich nach ziemlich genau 5 Stunden am Gipfel und schau in die Bergwelt - die Gletscher zum größten Teil unter mir.
Was für ein - im wahrsten Sinn des Wortes- erhebendes Gefühl.
Wie soll ich sagen - ich kann mein Gefühl fast nicht beschreiben - für mich ist das sowas wie ein 8000er für andere. Kein Berg ist hier wirklich höher, selbst Wildspitze (als höchster Berg Tirols) oder in der Ferne der Ortler sind nur wenige hundert Meter höher. Toll, einfach toll.
Die Wildspitze noch einmal in groß
dann heißt es Abschied nehmen vom Gipfel
zurück über dieses Schuttfeld, das aussieht, als hätte hier ein Riese aus den Steinen Sägespäne gemacht (der Riese war wohl ein Gletscher)
Manche Leute haben noch genug Luft, etwas kreativ zu Werke zu gehen
Beim Abstieg fällt mir auf, daß sich der Bach tief in die ehemalige Moräne eingegraben haben muß und daß der Hang da drüben seltsame Formen ausbildet durch die Erosion
und nun wieder zurück zum Teil auf Forstraßen - jetzt sind sehr viele Leute unterwegs. Viele gehen am Nachmittag hinauf, übernachten in der Hütte und ziehen dann weiter ins Gebirg hinauf
Ich aber bin auf dem Abstieg unterwegs, der zum Teil eine Umleitung bekommen hat, weil die Forstraße steinschlaggefährdet ist. Man hat auch einen neuen Steg über den Bach gemacht, denn der alte Steg.. da liegt auch ein Fels drauf
Müde und zufrieden kehre ich nach Vent zurück
und beschließe höchst erfolgreich, ohne Blessuren, aber mit vielen unvergeßlichen Eindrücken, meinen Herbstwanderurlaub.